Tages Anzeiger: Koch-Besetzer attackieren FDP-Politiker mit Feuerwerkskörper

Politiker müssen sich ja einiges gefallen lassen. Regierungsrat Mario Fehr (sp.) wurde von einem linksradikalen Fussballfan mit Bier übergossen. Noch eine Spur härter traf es nun einen FDP-Politiker aus der Stadt Zürich. Përparim Avdili, neu gewählter Gemeinderat, gab am Dienstag dem Lokalsender «Tele Züri» ein Fernsehinterview. Es ging um die Abstimmung um das besetzte Koch-Areal in Albisrieden. Avdili warb für die FDP-Initiative, die einen Verkauf des Geländes an einen Privaten vorsieht. Die Filmaufnahmen zeigen den Mann im Anzug, wie er das besetzte, mit Graffiti überzogene Haus von aussen begutachtet. Zu sehen ist dann auch die Reaktion der Besetzer, die offensichtlich keine Freude am Besuch des Freisinnigen hatten. Sie werfen mindestens zwei Böller aus einem Fenster. Das Feuerwerk explodiert; Avdili zuckt zusammen. Im Beitrag nicht zu hören sind die wüsten Beschimpfungen, mit denen der Gemeinderat dann noch eingedeckt wurde.

«Solche Angriffe sind inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen», sagt Avdili tags darauf auf Anfrage. Er selber und der «Tele Züri»-Journalist seien mit einem Schrecken davongekommen; der Böllerbeschuss hätte aber auch böse enden können. Der FDP-Politiker prüft nun eine Strafanzeige. Das demokratische und rechtsstaatliche Verständnis der Besetzer sei im hohen Masse bedenklich, sagt Avdili. Er macht die rot-grüne Mehrheit im Stadt- und Gemeinderat mitverantwortlich für Exzesse wie diesen. «Mit ihrer toleranten Hausbesetzerpolitik begünstigen sie rechtsfreie Räume, wo anscheinend ganz grundlegende Regeln nicht mehr gelten.»

Avdili hat sich in den letzten Wochen mehrfach kritisch gegenüber der Besetzung auf dem Koch-Areal geäussert. Er selber wohnt in der Nähe. «Die Besetzer haben mich offensichtlich erkannt», sagt er. Er deutet den Angriff auch als Zeichen der Nervosität: «Wir haben mit unserer Initiative anscheinend den Nerv der Besetzerszene getroffen.» Mit ihrer Verkaufsinitiative hat die FDP den Druck auf den Stadtrat erhöht, die Planung einer Wohnsiedlung auf dem Areal voranzutreiben.