NZZ: Der Superschweizer und der Albanerversteher

Përparim Avdili:
Der Albanerversteher

25 Sekunden. Länger war das Video nicht. Vor drei Jahren hat es Përparim Avdili auf Youtube veröffentlicht. Die 25 Sekunden genügten, um den damals 27-Jährigen ins Rampenlicht zu katapultieren. Er kandidierte für den Zürcher Kantonsrat. «FDP-Politiker geht mit Albanisch auf Stimmenfang», titelte der «Blick». «Një shoqëri të lirë dhe solidare pa diskriminim», forderte der gebürtige Albaner in dem kurzen Streifen in seiner Muttersprache. «Eine freie und solidarische Gesellschaft ohne Diskriminierung.» Für SVP-Exponenten war das zu viel. Wahlkampf habe man in einer Landessprache zu betreiben, lautete die Kritik.

Geschadet hat Avdili die Medienpräsenz nicht. Er rückte bei den Wahlen vom fünften auf den dritten Listenplatz vor. Ein gutes Resultat, untypisch für einen Kandidaten mit fremdländischem Namen – trotzdem hat es für die Wahl am Ende nicht ganz gereicht. Nun macht der «Albanerversteher», wie er sich im Scherz nennt, einen neuen Anlauf bei den Zürcher Gemeinderatswahlen. Und wieder will Avdili die albanische Community ansprechen. Schweizer mit Migrationshintergrund, die sich sonst von der Politik schlecht vertreten fühlten. Die Rückmeldungen auf seine Auftritte vor Secondo-Vereinen seien positiv.

«Es zählt nicht, woher du kommst, sondern, was du daraus machst.»

Avdili selber ist in Llojan geboren, einem kleinen albanischen Dorf in Mazedonien. Als die politische Lage in den späten 1980er Jahren unruhig wurde, zog die Familie nach Zürich. Der Vater – ursprünglich Lehrer, strikt antikommunistisch – arbeitete als Lastwagenchauffeur. Ein erzwungener beruflicher Neuanfang. Der junge Përparim musste zeitweise mit Widrigkeiten kämpfen. In der Lehre zum Fahrzeugelektriker erlebte er rassistische Übergriffe. So schwer, dass er die Lehre abbrechen musste.

Anstatt zu resignieren, sagte er zu sich: «Denen zeige ich es!» Er absolvierte die Handelsschule, ein Studium und machte in verschiedenen Banken Karriere. «Wer Leistung zeigt, kann es in der Schweiz schaffen», sagt er heute. So freundete er sich auch mit dem Freisinn an. «Es zählt nicht, woher du kommst, sondern, was du daraus machst.» Diesen Wert versuche er als Präsident der FDP-Kreispartei 9 seinen ehemaligen Landsleuten zu vermitteln. Durch viele direkte Kontakte – und durch ein neues Video, das er zurzeit produziert. Neben albanisch wird es auch in deutscher Sprache sein.

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