Meine Geschichte
In einem Wahlkampf ist man stets darauf bedacht, sich in einem möglichst guten Licht darzustellen: Wie nehmen mich die Wählerinnen und Wähler als möglichst kompetent wahr? Wie kommuniziere ich meine politischen Erfolge? Doch was mich als Stapi-Kandidaten ausmacht, sind nicht die Erfolge. Es sind die Niederlagen, die mein Leben geprägt haben.
Ich wurde 1987 in einem kleinen albanischen Dorf in Nordmazedonien geboren. Mit einem Jahr zog ich mit meinen Eltern nach Zürich, weil mein Vater hier als Saisonnier Arbeit fand und die Situation für die albanischen Minderheiten im ehemaligen Jugoslawien immer bedrohlicher wurde. Ich wuchs in Altstetten auf und lebe bis heute im Kreis 9. Mein Elternhaus war von Zurückhaltung geprägt. «Macht keine Fehler», «wir sind hier nur zu Gast» – diese Sätze meiner Eltern hallen bis heute in meinen Ohren.
Mit 16 begann ich eine Lehre zum Fahrzeugelektriker. Ich scheiterte – an einem Umfeld, das für einen Jungen mit meiner Herkunft kein guter Ort war, und an mir selbst, weil mir der Wille fehlte, mich trotzdem durchzukämpfen. Nachdem meine schulischen Leistungen immer weiter abgenommen hatten, wurden mein Vater und ich zum Gespräch gebeten. Er war damals LKW-Fahrer und kam direkt nach der Arbeit mit dem Lastwagen zum Termin. Abgekämpft und gestresst sass er im blauen Overall da, als mein Ausbildungsverantwortlicher uns eröffnete, dass mein Lehrvertrag aufgelöst werden würde. Für meinen Vater brach eine Welt zusammen. Das Gefühl, meine Eltern so enttäuscht zu haben, war kaum zu ertragen.
Mit dieser Niederlage im Gepäck also versuchte ich, in den kommenden Jahren im Berufsleben Fuss zu fassen. Zunächst bei der Post, wo ich neun Monate lang Pakete ausfuhr. Es folgten ein erster Bürojob als Aushilfe im Kundendienst eines Salat-Grosshandels, eine kaufmännische Lehre und schliesslich die Chance, als Sachbearbeiter in der Wertschriftenbuchhaltung der Credit Suisse anzufangen.
Ich erlebte zum ersten Mal, dass man mit Fleiss, Ehrgeiz und Hartnäckigkeit etwas aus seinem Leben machen kann. Oder genauer gesagt: Ich erlebte, was man bei uns in Zürich aus seinem Leben machen kann. In 14-Stunden-Tagen schuftete ich mich vom Sachbearbeiter zum Teamleiter hoch, führte 40 Kolleginnen und Kollegen und absolvierte parallel ein HF-Studium zum Bankwirtschafter. Heute arbeite ich als Finanzvorstand bei «lips», einem mittelständischen Ausbildungsunternehmen in der Maschinenindustrie, das über 1’000 Auszubildende betreut. Ich darf also heute dabei helfen, dass Ausbildungswege junger Menschen dort gelingen, wo ich selbst einst scheiterte.
Politisch engagiere ich mich seit 2009 bei der FDP. 2018 wurde ich in den Gemeinderat gewählt, seit 2022 bin ich Präsident der FDP Stadt Zürich und im Herbst 2025 hat mich meine Partei als Kandidaten für das Stadtpräsidium nominiert. Ich weiss: Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen mein Weg vom Saisonnier-Kind zum Stapi-Kandidaten in nur einer Generation möglich wäre. Ich weiss: Ich verdanke meiner Heimat Zürich fast alles.